Mit 1883 Metern ist der Gaustatoppen der höchste Berg in der Telemark, unter günstigsten Bedingungen kann man von seinem Gipfel einen Blick über 50000 bis 60000 Quadratkilometer Südnorwegens geniessen. Für viele Norweger, aber auch für einen Teil der Touristen ist eine Wanderung auf den Gaustatoppen im Sommer ein absolutes “Muss”. Seit ich im Sommer 2005 erstmals auf der Pass-Straße Tuddal - Rjukan am Gaustatoppen vorbei gefahren war, wollte ich “einmal dort rauf”. Jetzt, Anfang Juli 2008, sollte es soweit sein. Die Wettervorhersage klang brauchbar, für das Wochenende war nichts geplant und Haushalt und Büro waren erledigt.

In letzter Minute hatte ich mich entschieden, doch die einfachste der vorgeschlagenen Touren zu gehen - laut Internetseite des DNT (Den Norske Turistforening = Norwegische Wanderervereinigung) ist diese Tour auch mit kleinen Kindern oder für Rentner geeignet und in 2 bis 2 1/2 Stunden zu bewältigen. Am Ausgangs-Parkplatz angekommen, wartete ich erst mal einen heftigen Regenschauer ab, packte dann meinen Rucksack noch einmal neu (leichter als erst geplant) und machte mich dann auf die Wanderung, bei der etwa 650 Höhenmeter zu überwinden waren. Schon nach einer guten halben Stunde war mir klar: Die zuerst geplante Tour hätte ich heute nicht geschafft.

Knapp 6 1/2 Jahre nach meiner letzten Zigarette verfluchte ich im Innersten den Tag, an dem ich vor fast 35 Jahren mit dem Rauchen begonnen hatte ... Der Wanderweg war zwar im untersten Bereich noch als Weg zu erkennen, verlangte aber doch für jeden Schritt auf Geröll und zwischen Steinen volle Aufmerksamkeit - und flach war er nicht gerade! Während ich mich schweissgebadet den immer schwierigeren und steileren Weg hinauf kämpfte, zweifelte ich an den Beschreibungen des DNT - bis ich einer 6-köpfigen Familie begegnete. Während der Vater die vielleicht 1-jährige Tochter im Tragegestell auf dem Rücken trug, tobten die drei anderen Kinder (zwischen 5 und 10 Jahre alt) munter den Berg hinunter, als seien auch sie herauf getragen worden.

Kurz vor der Gipfel-Hütte holte mich ein älterer Norweger ein, der mir auf den letzten 100 Metern erzählte, dass er mit seinen 74 Jahren  jeden Sommer mindestens fünf- bis sechsmal diese Tour geht - wenn er sich richtig gut fühle, ginge er manchmal auch die Tour auf der Rückseite des Berges, weil da nicht so viele Leute unterwegs seien, der andere Weg sei eben für kleinere Kinder zu schwierig und deshalb nicht so überlaufen ...

Ich war froh, in der Gipfel-Hütte eine Weile regenerieren zu können, bevor ich den Abstieg begann. Auf dem Rückweg kam dann noch die Sonne zum Vorschein, so dass ich wenigstens ein paar Bilder machen konnte. Ich werde die Tour sicher einmal wiederholen!